Großes Interesse an den SDGs beim zweiten Jugend-INDABA im österreichischen Parlament

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Die eigene Stimme wahrnehmen und erheben und damit an der Gestaltung der eigenen Zukunft mitwirken – diese Zielsetzung konnte auch beim Zweiten Jugend-INDABA „Your SDGs – Your Voice“ am 14. November 2019 eindrucksvoll umgesetzt werden. Die Schüler*innen dreier Schulklassen aus Wien und Oberösterreich folgten der Einladung der anwesenden Abgeordneten der Joint Parliamentary Peer Group, Abg.z.NR Nico Marchetti, Abg.z.NR Eva-Maria Holzleitner und Abg.z.NR Alma Zadić, um in einem Austausch die Ideen und Wünsche junger Menschen an ihre politischen Entscheidungsträger*innen im Parlament zu diskutieren.

Inhaltlich standen die Sustainable Development Goals – kurz SDGs – im Mittelpunkt. Die Agenda 2030 und die SDGs wurden von den Vereinten Nationen im September 2015 beschlossen und auch in Österreich sollen alle Bundesministerien die Agenda in kohärenter Weise umsetzen. Auch das Parlament beschäftigt sich mit den SDGs. Im Rahmen des Parlamentarischen NordSüdDialogs steht das SDG 4 im Fokus, nämlich der Gewährleistung einer integrativen und gerechten hochwertigen Bildung und Förderung von Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle.

In den Gruppenarbeiten wurden Möglichkeiten der Beteiligung an der Umsetzung der SDGs für jede/n Einzelnen erörtert, aber auch Forderungen an die Politik formuliert, welche Veränderungen für die Zielerreichung notwendig wären. Das Jugend-INDABA fand in enger Kooperation mit der Bundesjugendvertretung statt, die sich für eine Partizipation junger Menschen und deren Einbindung in politische Entscheidungsprozesse einsetzt. Die Ergebnisse der Workshops wurden wiederum in Form von Graphic Records dokumentiert und den einzelne Klassen am Ende des Tages überreicht.

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Rege Beteiligung beim ersten Jugend-INDABA mit österreichischen Abgeordneten

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„Your SDGs – Your Voice“ so lautete der Titel des ersten INDABA im österreichischen Parlament, das im Rahmen des Parlamentarischen NordSüdDialogs am Freitag, 26. April 2019, abgehalten wurde. Das erklärte Ziel der Veranstaltung, nämlich den Jugendlichen eine Stimme bei der Gestaltung ihrer Zukunft zu verleihen, wurde durch die aktive Teilnahme der rund 90 Jugendlichen aus drei verschiedenen Schulklassen aus Oberösterreich und Wien, sowie dem Projekt PROSA (Schule für Alle), auf vielfältige Weise erreicht und dokumentiert.

Durch die Diskussionen zwischen den anwesenden Abgeordneten der Joint Parliamentary Peer Group, Abg.z.NR Nicho Marchetti, Abg.z.NR Eva-Maria Holzleitner und Abg.z.NR Alma Zadić (in Vertretung von Abg.z.NR Cox), Expert*innen und den Schüler*innen wurden die Sustainable Development Goals und deren Zielsetzungen bis 2030 lebendig. Es ist entscheidend, jetzt die Weichen für die Erreichung der SDGs und somit einer nachhaltigen Zukunft für die Jugend zu stellen. In diesem Zusammenhang ist der Austausch zwischen jungen Menschen und Entscheidungsträger*innen von besonderem Wert.

Im Format war die Veranstaltung an jenes des Jugendparlaments angelehnt. Wichtig war, so wie im parlamentarischen Prozess, Expertisen und Standpunkte einzuholen und Kompromisse zu erarbeiten, wie auch die Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák betonte, die die Teilnehmer*innen in Vertretung des Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka begrüßte. Die Ergebnisse der Diskussionen in drei Workshops und im Plenum wurden auf Zeichenplatten als Graphic Records dokumentiert, welche nach Fertigstellung von den Abgeordneten an die jeweiligen Schulklassen übergeben werden.

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>>> Ergebnisse als Graphic Records

>>> Übergabe der Records an den Schulen

 

 

Großer Erfolg des Zweiten INDABA im sambischen Parlament

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Am 4. und 5 März wurde im Rahmen des Parlamentarischen NordSüdDialogs das Zweite INDABA “Job creation for our Zambian Youth – from challenges to action” im sambischen Parlament abgehalten. Die mehr als 150 Besucher*innen aus Politik, führender sambischer Bildungseinrichtungen, Jugendvertreter*innen, zivilgesellschaftlicher Organisationen und auch Donoren diskutierten angeregt über die Bedeutung von praxisnaher Ausbildung als Garant für einen guten Arbeitsplatz.

Die Veranstaltung baute auf den Ergebnissen des ersten INDABA im Oktober des vergangenen Jahres auf, in dem die Herausforderungen des sambischen (Aus)Bildungssystem im Kontext der Beschäftigungschancen von Jugendlichen am Arbeitsmarkt von verschiedenen Seiten beleuchtet und herausgearbeitet wurden.

Bereits in ihrer Eröffnungsrede verwies die sambische Ministerin für Hochschulbildung und Berufsausbildung, Prof. Nkandu Luo, darauf dass ein funktionales und effizientes Bildungssystem Grundvoraussetzung für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Sambias ist, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass jährlich Zehntausende von jungen Menschen Arbeit suchen. Sie betonte, dass der Bildungssektor in Sambia eine vollständige Umgestaltung benötige, um junge Menschen jene Fähigkeiten zu geben, die sie brauchen, um im Erwerbsleben Fuß zu fassen. In Sambia besteht derzeit ein grobes Missverhältnis zwischen der angebotenen Ausbildung und den Bedürfnissen der Industrie. Das schadet nicht nur den jungen Menschen und der Wirtschaft, sondern hemmt auch das Wirtschaftswachstum, die Möglichkeiten Steuern zu lukrieren und ein stärkeres Sozialsystem aufzubauen.

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>>> Report (in English)

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Prof. Luo zeigte sich begeistert vom dualen Lehrlingsausbildungssystem in Österreich und schilderte den Teilnehmer_innen des INDABA sehr eindringlich ihren Besuch von Lehrwerkstätten während ihres Arbeitsbesuches in Österreich. Für Sambia ist die enge Vernetzung von Wirtschaft, Arbeitsmarktservice und den zuständigen Bildungseinrichtungen im Bereich der Ausbildung von jungen Menschen Neuland.  Minister Luo ist bestrebt dies möglichst rasch zu ändern und betonte in ihrer Rede, wie wichtig hier eine Zusammenarbeit mit Österreich sei. Diesbezügliche Reformen, die einen starken Praxisbezug haben müssen und Fachkräfte für die zentralen Wirtschaftsbereiche Sambias aufbauen sollen, seien notwendig und unabdingbar.

Der Parlamentarische NordSüdDialog mit seinem Ziel die Implementierung des SDG 4.4 „Bis 2030 die Zahl der Jugendlichen und Erwachsenen wesentlich erhöhen, die über die entsprechenden Qualifikationen einschließlich fachlicher und beruflicher Qualifikationen für eine Beschäftigung, eine menschenwürdige Arbeit und Unternehmertum verfügen“ in Sambia zu stärken hätte hier zur richtigen Zeit mit der Abhaltung des 1.INDABA im Oktober 2018 einen Nerv getroffen. Durch den Kontakt mit den Abgeordneten aus Österreich sei zum optimalen Zeitpunkt ein Austausch initiiert worden mit einem Land, das eben genau für sein Berufsausbildungssystem international als „best practise“ Beispiel gesehen wird. Durch den Arbeitsbesuch in Österreich sieht sie sich bestärkt in den weiteren Schritten hin zum Ausbau eines praxisnahen Ausbildungssystems. Sie habe auch bereits eine entsprechende Vorlage im Ministerrat eingereicht.  

Abg.z.NR Nico Marchetti (ÖVP), der als Vertreter der österreichischen Peergruppe die Teilnehmer*innen begrüßen durfte, verwies in seiner Rede darauf, dass die heutige Generation junger Menschen in Sambia und in Österreich, obwohl sie in verschiedenen Teilen des „globalen Dorfes“ lebt, aufgrund der rasanten technologischen Sprünge der letzten Jahre vor sehr ähnlichen Herausforderungen steht. Umweltverträglichkeitsprobleme, Digitalisierung, Ressourcenknappheit und Mobilität bringen großen Herausforderungen mit sich und werden die Arbeitsmärkte und daher auch das Bildungssystem der Zukunft stark beeinflussen. Es ist die Pflicht als Politiker*innen proaktiv zu sein und einen Rahmen zu setzen, in dem sich die Jugend engagieren kann. Bildungspolitiker*innen, müssen planen und vorausdenken, um es jungen Menschen zu ermöglichen im heute das zu lernen, was sie in der Zukunft am Arbeitsmarkt brauchen. Das ultimative Ziel für beide Länder muss es sein, den jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen, durch die sie nicht nur in der Lage sind sich selber ein gutes, selbstbestimmtes Leben aufzubauen, sondern auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung ihres Landes zu leisten.

Nico Marchetti überbrachte auch die Grüße von Bundesminister Heinz Faßmann, der im Jänner dieses Jahres ein Memorandum of Understanding mit Ministerin Luo unterzeichnete, das Sambia in das Austrian-African-Research Network einbindet und auch Kooperationen auf Hochschulebene fördert.

Auf großes Interesse stießen im Anschluss die Präsentationen des Experten des BMBWF, Christian Dorninger und Friedrich Dallamassl von der Wirtschaftskammer Oberösterreich.  Nicht nur die Fragen im Plenum, sondern auch die Gruppenarbeit, in der die Experten eingebunden waren zeugten vom Wunsch der sambischen Teilnehmer*innen die Chancen der sambischen Jungend auf einen Arbeitsplatz im formellen Sektor durch gezielte Maßnahmen im berufsausbildenden Bereich zu stärken. Vertreter*innen von Frauenorganisationen, aber auch Schulleiter*innen waren besonders interessiert daran zu erfahren, wie man Mädchen und junge Frauen besser in technischen Berufen ausbilden kann. Hier stellten die österreichischen Experten fest, dass dies auch in Österreich noch immer eine Herausforderung darstellt und man vielleicht gemeinsam Ideen entwickeln kann, wie man hier Verbesserungen herbeiführen kann.

 

 

Sambische Ministerin für Hochschulbildung zu Besuch in Wien

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Von 23. bis 25. Jänner 2019 begleitete der Parlamentarische NordSüdDialog eine Delegation aus Sambia rund um die Ministerin für Hochschulbildung, Prof. Nkandu Luo, bei ihrem Österreichbesuch. Initiiert wurde der Besuch von den österreichischen Abgeordneten der Joint Parliamentary Peer Group, Abg.z.NR Nico Marchetti, Abg.z.NR Eva-Maria Holzleitner und Abg.z.NR Stephanie Cox, die im Rahmen des PNSD seit 2017 gemeinsame Aktivitäten im Bereich Bildung und Jugend mit dem sambischen Parlament umsetzen. 

Sambische Ministerin für Hochschulbildung zu Besuch in Wien

Bei einem Treffen zwischen dem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Dr. Heinz Faßmann und Minister Nkando Luo wurde ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das eine Zusammenarbeit im Rahmen des African-Austrian Research Network innerhalb der nächsten 3 Jahre festlegt. Bei einem Runden Tisch im Ministerium wurde das österreichische (Aus)Bildungssystem präsentiert. Im weiteren Verlauf besuchte die Delegation unterschiedliche Institutionen in Wien, Oberösterreich und der Steiermark. Grundsätzlich galt das Interesse dem Informationsaustausch in den Bereichen Fachhochschulausbildung, Lehrlingsausbildung sowie den Themen Landwirtschaft und Montanistik. Möglichkeiten für konkrete Kooperationen in diesen Bereichen wurden erörtert.

Empfangen wurden Minister Luo und ihre Delegation u.a. an der Universität für Bodenkultur (BOKU), im Impact Hub Wien, der Lehrwerkstatt der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in Linz, der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Wels, der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft und landwirtschaftliche Berufe in Raumberg-Gumpenstein und der Montanuniversität in Leoben.

In Oberösterreich, das den Parlamentarischen NordSüddialog seit langem unterstützt, wurde die sambische Delegation im Landtag von der 3. Präsidentin, Gerda Weichsler-Hauer, und der Klubobfrau der ÖVP, Helena Kirchmayr (in Vertretung von LH Thomas Stelzer), begrüßt.

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Delegationsreise nach Sambia

©Kepplinger/PNSD

Im Oktober 2018 unternahmen die österreichischen Abgeordneten der Joint Parliamentary Peer Group (JPPG) ihre erste Delegationsreise nach Sambia. In untem stehenden Interview schildern Abg.z.NR Nico Marchetti, Abg.z.NR Eva-Maria Holzleitner und Abg.z.NR Stephanie Cox ihre Eindrücke.

>>> VIDEO über Besuch SOS Kinderdorf in Chipata

10. bis 16. Oktober 2018 - Delegationsbesuch in Sambia

©Kepplinger/PNSD
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Ziele der Delegationsreise waren u.a. das gegenseitige Kennenlernen mit den sambischen Abgeordneten, der Besuch verschiedener thematisch relevanter Institutionen und Organisationen, sowie der Austausch von Erfahrungen in Bezug auf die Implementierung des SDG 4 in Sambia. 

PNSD: Welchen Herausforderungen in Bezug auf Bildung und Ausbildung sieht sich die sambische Gesellschaft und Politik gegenüber?

Abg.z.NR Marchetti: Die größten Herausforderungen sind einerseits die Lehrer*innenausbildung an sich und andererseits die rund 2.500 Community Schools. Diese bekommen de facto kein Geld vom Staat und die Lehrer*innen arbeiten ehrenamtlich bzw. leben von Spenden aus der Bevölkerung.

Abg.z.NR Holzleitner: Ein grundsätzliches Problem scheint der Umstand, dass die Menschen oft gar nicht über ihr Recht auf Bildung Bescheid wissen. Dies ist besonders kritisch bei Kindern mit Beeinträchtigungen, die einfach von Schulen abgewiesen werden und somit der Bildung fern bleiben. Die Lehrer*innenausbildung müsste sicherlich reformiert werden. In diesem Zusammenhang ist die ungenügende und veraltete Ausstattung der Universitäten, aber auch der Schulen, sicherlich eine große Herausforderung.

PNSD: Inwiefern lassen sich Parallelen bzw. Unterschiede zur Situation in Österreich herstellen?

Abg.z.NR Holzleitner: Ich denke, eine Parallele zu Österreich ist, dass (Aus-)Bildung nicht durchlässig ist, pro Schulstufe wird das System selektiver. Anders als bei uns sind die Gruppengrößen in den Klassen viel zu hoch, um qualitativ guten Unterricht zu gewährleisten. Die Politik müsste finanzielle Mittel bereitstellen, denn Investitionen in Bildung und Jugend sind Investitionen in die Zukunft!

Abg.z.NR Cox: Ich finde das plakativste Beispiel ist die duale Berufsausbildung in Österreich. Wir haben in Sambia eine Schule besucht, welche Jugendliche auf einen Beruf vorbereiten. Jedoch gibt es dort kein duales System an zwei Lernorten, also die praktische Ausbildung in einem Betrieb und die theoretische in einer Berufsschule. In Sambia ist die Berufsausbildung sehr theoretisch und folglich sind die Chancen auf eine Anstellung direkt nach der Ausbildung geringer.

PNSD: Wie kann Österreich bzw. der Parlamentarische NordSüdDialog dem Partnerland Sambia in diesem Kontext unterstützen?

Abg.z.NR Cox: Österreich kann einerseits mit Unternehmen vor Ort Kontakt aufnehmen und sie für die duale Ausbildung begeistern. Jedoch müssen auch die Ausbildungsstätten selber einen dualen Weg einschlagen. Dies bedeutet, dass die Jugendlichen hauptsächlich in den Betrieben sind und nur für eine gewisse Zeit in den Schulen. Bei ihrem Besuch in Österreich konnte sich die Ministerin für Hochschulbildung (Anm. d. Redaktion: Hon. LUO besuchte Österreich am 26. und 27. November 2018) Best-practice Beispiele ansehen und Informationen einholen, wie man die duale Ausbildung umsetzen kann.

Abg.z.NR Holzleitner: Ich finde auch, dass die duale Ausbildung/Lehre eine Chance für Sambia wäre und hier könnte Österreich sicherlich unterstützen. Insgesamt muss sich die nationale Ebene aber stärker zuständig für Schulen fühlen und auch die ländlicheren Gebiete mit Angeboten der Bildung und Ausbildung versorgen.

Abg.z.NR Marchetti: Ich denke, wir könnten insbesondere in Sachen Lehrer*innenausbildung und der Konzeption für die entsprechenden Curricula unterstützend wirken.

PNSD: Welchen Eindruck haben Sie von der Herangehensweise in Bezug auf die Implementierung der Sustainable Development Goals in Sambia?

Abg.z.NR Marchetti: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die SDGs durchaus Thema sind und in der Arbeit einiger Politiker*innen, insbesondere Abgeordneter, eine Rolle spielen. Besonders in Bezug auf SDG 4, Hochwertige Bildung, und hier vor allem Zugang zu Bildung auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, tut sich auf verschiedenen Ebenen einiges. Im November kommt eine Strategie in Bezug auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen ins sambische Parlament. Es ist auch bis in die Regierungsebene in Diskussion, wie Community Schools in Zukunft unterstützt werden können. Beim SDG 3, insbesondere in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit, gibt es große Widersprüche zwischen Gesundheitspolitiker*innen und Bildungspolitiker*innen bzw. zwischen Gesellschaft und Kirche. Diesen gordischen Knoten müsste man zuerst auflösen, damit sich in diesem Bereich etwas bewegt.

Abg.z.NR Holzleitner: Mein Eindruck ist ähnlich wie in Österreich, sprich es gibt keine Koordinierung in dem Sinne, dass alle Ergebnisse und Fortschritte gesammelt und interministeriell behandelt werden. Die SDGs sind außerhalb der entwicklungspolitischen Community kaum bekannt.

Abg.z.NR Cox: Ich denke auch nicht, dass die SDGs an erster Stelle der politischen Agenda stehen. Aber sie sind eine sehr gute Möglichkeit für Projekte, Bewusstsein zu schaffen und sie können ein guter Anlass sein, um einen produktiven Austausch und internationale Zusammenarbeit zu verstärken, wie beispielsweise auch in unserem parlamentarischen Austausch mit Sambia.

PNSD: Wie hat sich das Kennenlernen bzw. die Zusammenarbeit mit den sambischen Kolleg*innen der Joint Parliamentary Peer Group gestaltet?

Abg.z.NR Holzleitner: Das Kennenlernen war sehr angenehm und die Zusammenarbeit funktioniert tadellos. Es war spannend, über die politische Entwicklung in Sambia zu sprechen und die Probleme und Herausforderungen von Opposition und Regierungspartei zu erfahren. Das Kennenlernen hilft uns als Peergruppe, die jeweiligen Partner-Abgeordneten, die Politik, das Land und seine Gegebenheiten besser zu verstehen. Bei einem Besuch eines SOS Kinderdorf in Chipata konnten die sambischen Abgeordneten direkt vor Ort auch Probleme klären und Unterstützung anbieten.

Abg.z.NR Cox: Dem kann ich nur zustimmen. Eines meiner schönsten Erlebnisse dieses Besuchs war, dass ein Kollege bei diesem Besuch in Chipata sofort auf die Anliegen der Dorfbewohner*innen reagiert hat und einen Krankenhausaufenthalt für zwei erkrankte Burschen organisiert, weil es im Dorf keine ärztliche Behandlung gibt. Ich fand diesen Hands-on-approach sehr inspirierend.

Ansonsten gestaltet sich das Leben der Abgeordneten natürlich ganz anders als in Österreich, aber das ist wahrscheinlich in jedem Land so. Ich habe den sehr menschlichen Austausch sehr geschätzt. Der Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Kolleg*innen ist sehr wertvoll.

Abg.z.NR Marchetti: Wir haben uns im Rahmen der Besuche der unterschiedlichen Institutionen besser kennengelernt und intensiv ausgetauscht. Höhepunkt war eine gemeinsame Sitzung der Peer Group am Montag, wo wir unsere Eindrücke nachbesprochen und gemeinsame Themen für die Zukunft geplant haben. Die Abgeordneten aus Sambia haben sich viel Zeit genommen und waren auch sehr ehrlich und zugänglich für kritische Diskussionen. Insgesamt konnte ich einen sehr positiven Eindruck von der Zusammenarbeit der Peer Group gewinnen und wir werden auch in Zukunft laufend in Kontakt bleiben.

PNSD: Welche Gemeinsamkeiten haben sich in Bezug auf eine weitere Zusammenarbeit im Parlamentarischen NordSüdDialog ergeben? Gibt es konkrete Ideen für den zukünftigen Austausch?

Abg.z.NR Cox: Ich finde das Thema der "dualen Ausbildung" sollten wir auf jeden Fall weiter verfolgen. Ich habe hier bereits auch einen ersten Kontakt mit der UNIDO hergestellt. Es ist auch bereits zu einem Gespräch mit der österreichischen Vertreterin von SOS Kinderdorf gekommen, und ich denke, unser Feedback zum Projektbesuch in Chipata hat dem Team in Österreich auf jeden Fall weitergeholfen.

Abg.z.NR Marchetti: Bei den Besuchen auf den Universitäten haben wir festgestellt, dass sowohl Sambia als auch Österreich ein großes Problem dabei haben, Frauen für technische Ausbildungen, Studien und Berufe zu begeistern. Hier haben wir besprochen, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten möchten. Aber auch über Austauschprogramme für Studierende haben wir gesprochen. Dazu ist die Ministerin für Hochschulbildung im November 2018 in Wien und wir arbeiten daran, im Rahmen ihrer Reise auch dieses Thema in Österreich voranzutreiben.

Abg.z.NR Holzleitner: Es sollte unser gemeinsames Ziel sein, den Dialog einer noch breiteren Bevölkerung in beiden Ländern zu vermitteln, auch im Sinne der Agenda 2030 – je mehr Menschen von den SDGs erfahren, desto mehr politischer Druck kann aufgebaut werden, um die Umsetzung voranzutreiben.

>>> VIDEO über den Besuch des SOS Kinderdorf in Chipata

 

 

8. und 9. Oktober 2018: Erstes INDABA in Sambia zum Thema Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche

©Kepplinger/PNSD
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Die Joint Parliamentary Peer Group (JPPG) des Parlamentarischen NordSüdDialogs mit Abgeordneten aus Sambia und Österreich konzentriert sich in seiner Zusammenarbeit auf das Thema Jugend und Bildung. Dies ist Teil der (inter)nationalen Arbeit zur Implementierung des Sustainable Development Goal 4 (SDG 4), nämlich der Gewährleistung einer integrativen und gerechten hochwertigen Bildung und Förderung von Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle in Österreich und Sambia.

Am 8. und 9. Oktober fand nun das erste INDABA zum Thema „Job creation for our Sambian youth – from challenges to action“ in Lusaka statt. Neben den Vertreter_innen der JPPG sowie der National Assembly of Zambia nahmen auch zahlreiche Expert_innen und Stakeholder aus der Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft an der zweitägigen Veranstaltung teil.

Die Regierung der Republik Sambia anerkennt, dass Bildung ein wichtiger Faktor bei der Bekämpfung von Armut ist und strebt ein Bildungssystem an, das den gleichberechtigten Zugang zu qualitativ hochwertigen Einrichtungen verbessern soll. Das Hauptziel des Nationalen Umsetzungsrahmens III liegt deshalb in der Qualifizierung der Humanressourcen, wobei besonderes Augenmerk auf die Steigerung des Lernerfolgs und die Verringerung von Ungleichheiten und Ineffizienzen gelegt wird.

>>> Report zum INDABA (Englisch)

21. Februar 2018 - Arbeitsgespräch in Lusaka

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In zwei Arbeitsgeprächen zwischen den sambischen Mitgliedern der JPPG, Vertreter_innen des Parliamentary Reforms Programme Department der National Assembly of Zambia und der Projektkoordinatorin Jutta Kepplinger wurden die Ziele und Inhalte des INDABA im sambischen Parlament definiert. Der Titel der Veranstaltung ist "Job creation for our Zambian Youth - from challenges to action".

Der Ausschuss für Jugend, Sport und Kinder des sambischen Parlaments arbeitet derzeit an einem Bericht über Judendarbeitslosigkeit in Sambia. Dieser soll im Juni 2018 präsentiert werden und kann als Referenzrahmen für die INDABA genutzt werden.

7. bis 13. Mai 2017 - Besuch der sambischen Abgeordneten der JPPG

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Die vier sambischen Abgeordneten der Joint Parliamentary Peer Group (JPPG) konnten sich während ihres Besuchs ein umfassendes Bild über die politische und administrative Funktionsweise des österreichischen Parlaments sowie über zahlreiche Aspekte, die im Zusammenhang mit dem SDG 4 stehen, machen. Auf dem Programm standen eine Parlamentstour, die Einführung in den legislativen Prozess in Österreich, eine Präsentation über die Kommunikation zwischen dem Parlament und der österreichischen Bevölkerung und über die demokratiepolitische Bildung von Kindern und Jugendlichen, u.a. auch der Besuch und die aktive Partizipation der sieben Abgeordneten der JPPG in der DemokratieWerkstatt mit einer Schüler_innengruppe aus Oberösterreich.

Im Mittelpunkt des Programmes stand jedoch der Austausch mit zahlreichen Organisationen und Institutionen in Wien, Ober- und Niederösterreich, die sich mit den von der JPPG behandelten SDG Unterzielen beschäftigen. Zentrale Inhalte waren jeweils die duale Ausbildung sowie reproduktive und sexuelle Gesundheit und Bildung in Österreich. Besucht wurden u.a. die Österreichische Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF), der Lehrbetrieb Technologiezentrum von Jugend am Werk, die NGO Selbstlaut (Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder), die Berufsschule Längenfeldgasse, das Salzkammergut Klinikum (Universitätslehrkrankenhaus), das Landeskrankenhaus Gmunden, die Energie AG in Gmunden (Wasser und Solarenergie), sowie die landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule Gießhübel. Die Abgeordneten aus Sambia wurden jeweils von der Projektleiterin sowie einer/m österreichischen JPPG Abgeordneten begleitet und zeigten sich äußerst interessiert an den unterschiedlichen Angeboten, die Österreich zur Erreichung seiner nationalen (Aus)Bildungsziele etabliert hat.

In einem gemeinsamen Workshop wurden zudem konkrete Ziele und Kommunikationsstrukturen für die zukünftige Kooperation der JPPG erarbeitet.

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© Parlamentarischer NordSüdDialog 2014

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